Entwicklungszusammenarbeit: Auslaufmodell oder Entwicklungsmotor für Subsahara-Afrika?

Entwicklungszusammenarbeit: Auslaufmodell oder Entwicklungsmotor für Subsahara-Afrika?

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Klingebiel, Stephan
Analysen und Stellungnahmen 3/2012

Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Engl. Ausg. u.d.T.:

 

Aid: dinosaur or development engine for Sub-Saharan Africa?

 

(Briefing Paper 1/2012)

Die Situation der 49 Länder Subsahara-Afrikas hat sich in den vergangenen Jahren weiter ausdifferenziert. Diese Veränderungen sind für die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und andere Formen der Entwicklungsfinanzierung von großer Bedeutung. Es stellt sich die Frage, welchen Beitrag EZ in diesem sich stark verändernden Umfeld künftig leisten kann. Folgende Strukturveränderungen finden derzeit
statt:

    (1) Die wirtschaftliche Situation Subsahara-Afrikas hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht zuletzt aufgrund besserer Politiken der Länder überwiegend in eine positive Richtung entwickelt. Während die Mehrheit der Länder in den 1990er Jahren geprägt war durch enorme Budgetdefizite, hohe Inflationsraten, staatliche Eingriffe und Kapitalflucht sowie Schwarzmärkte verfügen die Länder der Region heute durchschnittlich über mehr Handlungsspielräume, nicht zuletzt hinsichtlich ihrer eigenen Haushalte. Eine Gruppe von rund 10 bis 20 Ländern der Region konnte in der letzten Dekade deutliche Wachstumszuwächse erreichen; hieran hat die internationale Finanz-und Wirtschaftskrise nicht grundlegend etwas geändert. Gleichzeitig gibt es immer noch eine Reihe von Ländern, in denen die wirtschaftliche Dynamik weiter unbefriedigend ist oder in denen sich die Lebensbedingungen
    trotz Wachstum nur unzureichend verbessert haben.

    (2) Die Governance-Qualität hat sich insgesamt betrachtet in Subsahara-Afrika verbessert. Das öffentliche Finanzmanagement ist heute im Durchschnitt besser als in der Vergangenheit. Gleichwohl sind klientelistische und neo-patrimoniale Systeme, die starken Einfluss auf die Ressourcenverwendung nehmen, weiterhin in einer großen Zahl von Ländern prägend. In vielen Ländern der Region stehen noch Reformen zur Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen (politische Öffnung etc.) aus.

    (3) Die internationalen Finanzzuflüsse nach Subsahara-Afrika haben sich seit dem Jahr 2000 versechsfacht. Neben dieser erheblichen Zunahme hat sich auch die Finanzstruktur stark gewandelt, da der Anteil privater Zuflüsse deutlich zugenommen hat. EZ spielt weiterhin eine wichtige Rolle, zunehmend wird das Bild aber durch Direktinvestitionen und Rücküberweisungen von Gastarbeitern geprägt. Von „neuen Kooperationspartnern“ wie China, Indien und arabischen Länder gehen zusätzlich starke Veränderungen aus; die Süd-Süd-Beziehungen sind für Subsahara-Afrika zunehmend wichtig.

    (4) Insbesondere für die erdölexportierenden Länder sowie die Länder mit mittlerem Einkommen hat die Bedeutung von EZ bereits stark abgenommen. In den
    Niedrigeinkommensländern und den fragilen Staaten spielt EZ dagegen oftmals weiterhin eine große Rolle, allerdings gibt es auch bei armen Ländern verstärkte Bemühungen, die EZ-Abhängigkeit zu verringern. In fragilen Ländern kommt EZ oftmals die Rolle zu, staatlichen Auflösungserscheinungen entgegenzuwirken.


Angesichts der dynamischen Entwicklungen in Subsahara-Afrika sind die genauen Wirkungen von internen und externen Ressourcen auf Entwicklungsprozesse von großer Bedeutung. Ein besseres Verständnis relevanter interner und externer Ressourcen und Politiken wird für die Entwicklungsforschung der kommenden Jahre zentral sein.

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Klingebiel, Stephan

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