Anreize und Instrumente zur Umsetzung des Nexus Wasser-, Energie- und Ernährungssicherheit

Das Projekt untersuchte Anreizstrukturen, Governance-Mechanismen und Politikinstrumente, die den intersektoralen Interdependenzen in der Nutzung von Ressourcen Rechnung tragen und die zu einer größeren Versorgungssicherheit von Wasser, Energie und Nahrungsmitteln beitragen.

Projektleitung:
Ines Dombrowsky
Waltina Scheumann

Projektteam:
Babette Never
Carmen Richerzhagen
Jean Carlo Rodríguez de Francisco
Katharina M.K. Stepping

Finanzierung:
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Zeitrahmen:
2015 - 2016 / Abgeschlossen

Projektbeschreibung

Das Projekt untersuchte Anreizstrukturen, Governance-Mechanismen und Politikinstrumente, die den inter-sektoralen Interdependenzen bei der Nutzung von Ressourcen Rechnung tragen und die so letztlich zu einer größeren Versorgungssicherheit mit Wasser, Energie und Nahrungsmitteln beitragen können.

Zentrale Fragen des Projekts waren: Wie können intersektorale negative Externalitäten und Zielkonflikte (trade-offs) minimiert und wie Win-Win-Situationen herbeigeführt werden? Welche Governance-Mechanismen und Politikinstrumente wurden mit welchem Erfolg zum Umgang mit Nexus-relevanten Situationen angewandt? Was sind die Bedingungen für den erfolgreichen Einsatz der entsprechenden Mechanismen und Instrumente, insbesondere in Entwicklungsländern?

Dabei wurden eine Auswahl von Governance-Mechanismen und Politikinstrumente untersucht, die auf unterschiedlichen Governance-Ebenen angesiedelt sind und in unterschiedlichen Nexus-Situationen zum Einsatz kommen können:

  • Nexus 1 und 2: Instrumente und Anreize zur Förderung von Behandlung und Wiederverwendung und Energieeinsparung in der Abwasserbehandlung in städtischen Abwassersystemen
  • Nexus 3: Reduzierung der Gewässerverschmutzung durch Kooperationsabkommen zwischen Landwirten und Wasserversorgungsunternehmen
  • Nexus 4: Zahlungen für Ökosystemleistungen aus einer Nexus-Perspektive
  • Nexus 5: Interministerielle Koordinationsmechanismen bei der Planung von wasserintensiven Agrarinvestitionen
  • Nexus 6: Ressourceneffizienz-Standards und –Benchmarking in der wasser- und energieintensiven Industrie
  • Nexus 7: Der Nexus in internationalen Flussgebieten: Welche Rolle spielen internationale Flussgebietsorganisationen und regionale Energieverbünde?


Detaillierte Beschreibungen der Teilprojekte Nexus 1 bis Nexus 7 finden Sie hier:

Nexus 1 und 2: Instrumente und Anreize zur Behandlung und Wiederverwendung und Energieeinsparung in der Abwasserbehandlung in städtischen Abwassersystemen
Katharina Stepping und Babette Never

Die ausreichende Behandlung von Abwasser in Kläranlagen verringert die Umweltverschmutzung und reduziert die Kosten der Trinkwasseraufbereitung bzw. von Risiken, die mit nicht ausreichend behandeltem Trinkwasser einhergehen. Die Wiederverwendung von behandeltem Abwasser verringert die Menge des benötigten Trinkwassers und kann dadurch zur Entspannung von Wasserstress beitragen. Biogasproduktion aus Klärschlamm und verschiedene Behandlungstechniken des Abwassers bieten Einsparpotenziale für den Energiebedarf von Kläranlagen und können mitunter Energie für andere Abnehmer erzeugen. Diese vielfältigen Möglichkeiten werden in Entwicklungs- und Schwellenländern bisher kaum ausgeschöpft. In Brasilien werden zum Beispiel lediglich 38% des Abwassers in der zweiten Klärstufe behandelt.

Die Fallstudie in Brasilien analysiert, welche ökonomischen, politischen, sozialen, institutionellen und kulturellen Faktoren die Abwasserklärung bzw. die Wiederverwendung von geklärten Abwässern fördern oder behindern. Darüber hinaus untersucht sie, welche Instrumente und Anreize am besten, und unter welchen Bedingungen, geeignet sind, mögliche Hindernisse zu überwinden.

Die Fallstudie in Indien untersucht, welche Faktoren die Diffusion energieeffizienter Technologien im Abwassersektor beeinflussen und mit welchen Instrumenten und Anreizen Investitionen in energieeffiziente, nachhaltige Lösungen in verschiedenen Teilen lokaler Abwassersysteme gefördert werden können.

Nexus 3: Reduzierung der Gewässerverschmutzung durch Kooperationsabkommen zwischen Landwirten und Wasserversorgungsunternehmen

Carmen Richerzhagen und Waltina Scheumann

Die Intensivlandwirtschaft trägt zu einem erheblichen Maße zur Verschmutzung und Eutrophierung von Gewässern bei und verursacht damit Kosten für andere Wassernutzer wie zum Beispiel Wasserversorgungsunternehmen in der Trinkwasseraufbereitung. Eine Reduzierung dieser Kosten kann mittels verschiedener Ansätze und Instrumente erreicht werden, von denen Kooperationsabkommen zwischen Landwirten und Wasserversorgungsunternehmen größere Erfolge versprechen als zum Beispiel der Handel mit Verschmutzungsrechten, Steuern oder Abgaben. Nexus 3 untersucht die Verbreitung solcher Kooperationsabkommen, analysiert beispielhaft die Anreize für Akteure in einem Wassereinzugsgebiet (Rhein-Sieg Kreis) und fragt nach der Übertragbarkeit für Entwicklungsländer.

Nexus 4: Zahlungen für Ökosystemleistungen aus einer Nexus-Perspektive
Jean Carlo Rodriguez de Francisco

Zahlungen für Ökosystemleistungen (Payments for Ecosystem Services, PES) werden als ein Instrument zur Internalisierung externer Effekte eingesetzt. Im Bereich des Nexus „Wasser-Energie-Nahrung“ ist PES zum Beispiel dort implementiert worden, wo Wasserkraftwerke, Wasserversorger und Bewässerungslandwirte am Unterlauf eines Flusses Zahlungen an Landwirte am Oberlauf leisten. Dies soll für Einbußen entschädigen, die Landnutzungsänderungen bzw. -beschränkungen mit sich bringen. PES Vorhaben berücksichtigen jedoch nicht alle Nutzungen und ihre Auswirkungen entlang eines Wasserlaufs, so dass zum Beispiel stromabwärtsgelegene Nutzer von PES ausgeschlossen sind. Nexus 4 untersucht deshalb Potentiale, Schwächen und Herausforderungen von PES, u.a. in einer Fallstudie in Kolumbien.
 
Nexus 5: Interministerielle Koordinationsmechanismen bei der Planung von wasserintensiven Agrarinvestitionen
Waltina Scheumann

Viele Länder Sub-Sahara Afrikas beabsichtigen eine Intensivierung der Agrarproduktion, die u.a. durch eine Ausweitung der Bewässerungslandwirtschaft erreicht werden soll. Die Umsetzung solcher Investitionen stellt die Wasserwirtschaftsplaner vor einige Herausforderungen, u.a. ob die lokale Wasserverfügbarkeit den Bedarf von wasserintensiven Agrarinvestitionen erlaubt; wie die Nutzungskonkurrenz mit anderen Sektoren und die zwischen unterschiedlichen landwirtschaftlichen Nutzern (Agrarunternehmen, Kleinbauern) geregelt wird, wenn moderne und traditionelle Bodenordnungen und Wasserrechte nebeneinander bestehen und Wasser-Governance-Institutionen im Aufbau sind. Nexus 5 untersucht in Sambia die interministeriellen Abstimmungsmechanismen zwischen dem Agrar- und Wassersektor und anderen zuständigen Stellen, wie der Zambian Development Agency, die wasserintensive Agrarinvestitionen fördern.

Nexus 6: Ressourceneffizienz-Standards und -Benchmarking in der wasser- und energieintensiven Industrie
Babette Never

Ressourcenintensive Industrien wie z.B. die Lebensmittellindustrie verbrauchen sehr viel Wasser und Energie. Die Einführung von kombinierten Wasser- und Energieeffizienzstandards oder Benchmarking-Systemen erhöht einerseits Transparenz und fördert nachhaltigen Konsum, andererseits bekommt der Markt klare Signale für Innovation und Wandel.  Für Firmen bieten sich hierbei sowohl Kosteneinsparungen durch Ressourceneffizienz als auch Möglichkeiten, durch global wettbewerbswirksame Zertifikate wie z.B. ISO 140001 zu profitieren.  In Entwicklungsländern ist die Einführung und Umsetzung von solchen Standards noch nicht flächendeckend vorhanden. Das Teilprojekt Nexus 6 untersucht, wie und warum bestehende Initiativen zu Standards und Benchmarking-Systemen den Nexus-Gedanken bereits integrieren und wie die graduelle Einführung und Umsetzung von Standards in wasser- und energieintensive Industrien  verbessert werden kann.

Nexus 7: Der Nexus in internationalen Flussgebieten: Welche Rolle spielen internationale Flussgebietsorganisationen und regionale Energieverbünde?
Ines Dombrowsky und Waltina Scheumann

In der Nutzung von Ressourcen in internationalen Flussgebieten gibt es vielfältige intersektorale Interdependenzen, die den Wasser-Energie-Nahrung (WEF) betreffen. Wenn zum Beispiel Wasserkraft am Oberlauf eines Flusses gewonnen wird, kann das die Gewinnung stromabwärts beeinträchtigen und Auswirkungen auf die Ökologie und andere Nutzungen haben; Landnutzungsänderungen am Oberlauf können dagegen nachteilig für die Wasserkraftgewinnung sein usw. Die sektorübergreifende Koordination zwischen den nationalen Energie-, Wasser- und Umweltministerien und Behörden erfolgt auf Basis freiwilliger Verhandlungen. Es wird vermutet, dass internationale Flussgebietsorganisationen und regionale Energieorganisationen und –verbünde eine koordinierende Funktion haben können. Inwiefern dies zutrifft, wird an folgenden ausgewählten Fällen analysiert: Coruh (Türkei und Georgien), Kagera (Burundi, Ruanda und Tansania), Mekong (Kambodscha, Laos, Thailand, Vietnam) und Ruzisi (Burundi, DR Kongo und Ruanda) . Es wird explizit thematisiert, inwiefern ökologische Belange (Erhalt der Ökosystemdienstleistungen und Ressourcenbasis) Berücksichtigung finden.

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