Klimawandel und Entwicklung - Naturressourcenmanagement im Spannungsfeld von Anpassung und Minderung

Dieses Projekt untersucht das Spannungsfeld Klimawandel und Entwicklung. Neben der Analyse der Implikationen der Entwicklung der internationalen Klimapolitik und Klimafinanzierung auf Entwicklungsländer steht das Management natürlicher Ressourcen in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser und Wälder zwischen der Anpassung an den Klimawandel und der Vermeidung von Treibhausgasemissionen im Vordergrund.

Projektleitung:
Ines Dombrowsky

Projektbeschreibung

Dieses Projekt untersucht das das Spannungsfeld Klimawandel und Entwicklung. Neben der Analyse der Implikationen der Entwicklung der internationalen Klimapolitik und Klimafinanzierung auf Entwicklungsländer steht das Management natürlicher Ressourcen in den Bereichen Landwirtschaft, Wasser und Wälder zwischen der Anpassung an den Klimawandel und der Vermeidung von Treibhausgasemissionen im Vordergrund. Das Projekt ist in vier Arbeitspakete gegliedert:

  1. Klimawandel und Landwirtschaft in Sub-Sahara Afrika
  2. Klimawandel und Wasserressourcenmanagement
  3. Klimawandel und Wälder
  4. Klimapolitik und Finanzierung

1 Klimawandel und Landwirtschaft in Sub-Sahara Afrika

Landwirtschaft trägt nicht nur zur Ernährungssicherung bei, sondern ist in ländlichen Räumen in Sub‐Sahara Afrika (SSA) auch ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Zusätzlich zu den zahlreichen bereits bestehenden Problemen in SSA stellt der Klimawandel die Landwirtschaft in diesen Regionen vor neue Herausforderungen, an die sich die Landwirtschaft und die Menschen, die von ihr leben, anpassen müssen. Die Verwundbarkeit (vulnerability) gegenüber dem Klimawandel und anderen Störungen wird häufig von einem komplexen Zusammenspiel aus sozialen, ökonomischen, ökologischen, politischen und kulturellen Faktoren bestimmt. Aber landwirtschaftliche Aktivitäten sind auch ein Teil des Problems, da sie beträchtliche Treibhausgas-Emissionen verursachen. Daher diskutieren u.a. die Mitgliedstaaten der UNFCCC seit 2009 die mögliche Einbeziehung von landwirtschaftlichen Emissionen.

1.1 Verwundbarkeit gegenüber Klimawandel auf der lokalen Ebene

Die Verwundbarkeit und Anpassungsfähigkeit von Kleinbauern sind abhängig vom Ereignis und dem Kontext, d.h. sie werden von spezifischen sozioökonomischen und biophysikalischen Charakteristika und deren Zusammenspiel mit externen Ereignissen geformt. Daher ist es unser Ziel, das Zusammenspiel zweier Störungen zu betrachten, indem wir die Auswirkungen einer ausländischen Direktinvestition in Landwirtschaft (ADI) auf die Verwundbarkeit der betroffenen Bevölkerung gegenüber Klimawandel und –variabilität untersuchen. Dabei wird auch die Wirkung der Nutzung von Ökosystemdienstleistungen auf die Anpassungsfähigkeit der Kleinbauern berücksichtigt. Aus den Ergebnissen einer Fallstudie in Ghana lassen sich exemplarisch Erkenntnisse für die Anforderungen an die ländliche Entwicklung gewinnen, wie sie den vielfachen Herausforderungen besonders in SSA begegnen kann. 

1.2    Landwirtschaft in den internationalen Klimaverhandlungen

Wir untersuchen die Diskussionen innerhalb der Klimarahmenkonvention zur Einbeziehung von landwirtschaftlicher Minderung in ein post2015-Abkommen. Dabei konzentrieren wir uns besonders auf die möglichen Auswirkungen von Minderungsaktivitäten auf die Lebensumstände (livelihoods) von Kleinbauern in Sub-Sahara Afrika. Wir betrachten Synergien zwischen Maßnahmen zur Unterstützung von Anpassung und von Minderung sowie die Zusammenhänge mit Mechanismen in anderen Landnutzungs-Sektoren (wie z.B. REDD+). Wir beschäftigen uns außerdem mit den möglichen Nutzen und Risiken, die sich aus einer Einbeziehung von landwirtschaftlicher Minderung in existierende Kohlenstoffmärkte ergeben können.

2 Klimawandel und Wasserressourcenmanagement

Trotz der großen Ungewissheiten über die regionalen und lokalen Auswirkungen des globalen Klimawandels ist man sich einig, dass sie das Medium Wasser (physische Verfügbarkeit) betreffen und darüber auch transportiert werden. Insofern ist das Wasserressourcenmanagement ein zentrales Handlungsfeld, um einerseits die Anpassungsfähigkeiten von Gemeinschaften zu erhöhen und um andererseits einen kohlenstoffarmen Entwicklungspfad zu beschreiten (Wasserkraft).

2.1    Benefit-Sharing bei Talsperren an grenzüberschreitenden Flüssen unter den Bedingungen des Klimawandels

Da große Staudämme und Wasserkraftwerke vor allem in SSA meist an grenzüberschreitenden Flüssen gebaut werden, stellen sich neue Herausforderungen für ein staatenübergreifendes Gewässermanagement, das einer erhöhten hydrologischen Variabilität, den langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Wassermenge und verschärften Nutzungskonflikten zwischen Anrainerstaaten Rechnung tragen muss. Das Vorhaben untersucht deshalb, unter welchen Bedingungen es zu einem zwischenstaatlichen Vorteilsausgleich kommt; welche Benefit-Sharing Mechanismen zu einer gerechten zwischenstaatlichen Kosten-Nutzenaufteilung führen können; und wie mögliche negative Auswirkungen von Dämme bei der Auslotung des zwischenstaatlichen Kooperationspotenzials berücksichtigt werden.

2.2    Investitionen in Agrarflächen und Implikationen für Wasserrechte

Ein Phänomen, das auch im Zusammenhang mit der internationalen Klimapolitik zu sehen ist, ist eine deutliche Zunahme von Investitionen - ausländischen und einheimischen - in die Landwirtschaft Sub-Sahara Afrikas. Diese tangieren bestehende Land- und Wasserrechte und haben immer auch Implikationen für die Nutzung von Wasserressourcen. Das Vorhaben untersucht das Potenzial bestehender internationaler Regelwerke und Initiativen, die negativen Seiten von großflächigen Agrarinvestitionen zu beschränken, ohne zu Investitionsbremsen zu werden. Wie können Schutzschirme aussehen, die bestehende Land- und Wasserrechte und Investitionen schützen?

2.3    Wasser in der internationalen Umweltpolitik: Brauchen wir ein globales Wasserregime?

Die globale Wassergovernance ist hoch fragmentiert und hat nicht ein, sondern viele institutionelle Zentren, Regelungsgegenstände und Zielkataloge. Vor diesem Hintergrund wird diskutiert, ob es zweckmäßig ist, neben der UN Konvention zu internationalen Wasserläufen (1997), den regionalen Wasserkonventionen (SADC, UNECE) und den existierenden Rio-Konventionen eine globale Wasserkonvention zu schaffen. Diese Debatte wird derzeit im Kontext des Klimawandels wiederbelebt. Die für uns relevante Frage ist, ob ein globales Wasserregime Vorteile verspricht (und welche) oder ob es Erfolg versprechender ist, auf eine Verbesserung bestehender Regime  hinzuarbeiten? 

3 Klimawandel und Wälder

Im Zuge der internationalen Klimaverhandlungen hat der Schutz tropischer Regenwälder an Bedeutung gewonnen. Der Schutz tropischer Regenwälder wird als effektive und kosteneffiziente Strategie zur Reduktion von Treibhausgasen angesehen. Der REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) Mechanismus soll finanzielle Anreize für den Waldschutz und dabei insbesondere zusätzliches Einkommen für marginalisierte Bevölkerungsgruppen in den Ländern des Südens schaffen. Kritische Stimmen befürchten, dass REDD+ statt zusätzliches Einkommen zur weiteren Marginalisierung von indigenen Gruppen und lokalen Gemeinschaften beitragen könnte. Wir untersuchen daher das zurzeit entstehende globale Forstgovernanceregime, die Entwicklung sozialer und ökologischer Mindeststandards für REDD+ sowie Mechanismen zum Vorteilsausgleich (benefit sharing) auf lokaler, nationaler und internationalerer Ebene.

3.1 Wälder in den internationalen Klimaverhandlungen

Trotz Fortschritte im Rahmen der Klimaverhandlungen (z.B. Cancun Safeguards and Warsaw Framework for REDD+) ist insbesondere die Finanzierung von REDD+ weiterhin unklar. Ferner bleiben die Entscheidungen der Vertragsstaatenkonferenzen zur REDD+ Finanzierung und zu den ökologischen und sozialen Mindeststandards vage und führen zu einer „Governancelücke“. NGOs, Privatwirtschaft, Lokal- und Zentralregierungen versuchen diese Lücke zu füllen und entwickeln REDD+ Initiativen außerhalb der Klimarahmenkonvention. Unser Forschungsvorhaben analysiert die Rolle verschiedener Akteursgruppen (z. B. NGOs, staatliche Akteure, Privatwirtschaft), die REDD+ implementieren sowie die Entwicklung von sozial-ökologischen Mindeststandards innerhalb und außerhalb der Klimarahmenkonvention. 

3.2 REDD+: Herausforderungen für soziale Inklusion und benefit sharing in Indonesien

Herausforderungen für eine sozial inklusive Umsetzung für REDD+-Politiken und einen Vorteilsausgleich im Rahmen von REDD+ untersuchen wir am Beispiel Indonesien. Wir analysieren, inwieweit verschiedene Akteursgruppen (z.B. indigene Gruppen, lokale Gemeinschaften und Privatwirtschaft) Zugang zu REDD+ Zahlungen haben und wie sich bestehende REDD+ Pilotinitiativen auf traditionelle Land- und Bodenordnungssysteme und lokale Machtstrukturen auswirken. Darüber hinaus identifizieren wir die Rolle verschiedener Akteure bei der Umsetzung von REDD+. Des Weiteren werden die Narrative skizziert, die Akteure konstruieren um Zugang zu Wald zu begrenzen bzw. zu erleichtern. Die Untersuchung basiert auf Feldforschung innerhalb und in der Umgebung von zwei REDD+ Pilotprojekten (Harapan Rainforest and Berbak Carbon Projekt) in der indonesischen Provinz Jambi auf der Insel Sumatra.

4 Klimapolitik und Finanzierung 

Der globale Klimawandel und die internationale Klimapolitik haben in den vergangenen zwanzig Jahren die Rahmenbedingungen für nationale Entwicklungspolitiken verändert. Zusätzlich zu allen anderen Herausforderungen stehen Entwicklungsländer nun auch der Herausforderung gegenüber, auf klimaresiliente und kohlenstoffarme Entwicklungspfade umzusteuern. Dieses Projekt adressiert das Zusammenspiel zwischen internationaler Klimapolitik und politischen Entscheidungen, Institutionen und Governance-Strukturen auf Ebene der Entwicklungsländer.
Unsere Forschungs- und Beratungsaktivitäten fokussieren dabei insbesondere auf die internationalen Klimaverhandlungen, Fragen der Anpassungsfinanzierung, Strategien klimaresilienter Entwicklung und auf Migration als Anpassungsstrategie.

4.1 Internationale Klimaverhandlungen

Unsere Forschung zu den internationalen Klimaverhandlungen betrachtet die im Kontext der UNFCCC maßgeblichen Akteure, Koalitionen, Instrumente und Institutionen, wobei wir auf die Rolle der Entwicklungsländer und die Nord-Süd-Dynamik des Verhandlungsprozesses fokussieren. Bezüglich der laufenden Verhandlungen über ein 'post-Kyoto'-Klimaabkommen im Rahmen der Durban Plattform der UNFCCC gilt unsere besondere Aufmerksamkeit der Relevanz des Prinzips der "Gemeinamen aber unterschiedlichen Verantwortung" (CBDR).

4.2 Anpassungspolitik und -finanzierung

Unsere Forschung zur Klimafinanzierung fokussiert auf Fragen der Mobilisierung und der effektiven Mittelvergabe im Bereich der Anpassung, z.B. im Hinblick auf die Belange besonders verletzlicher Bevölkerungsgruppen, der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und der institutionellen Ausgestaltung der Klimafinanzierung an der Schnittstelle zur aid-effectiveness Agenda. Laufende Arbeiten umfassen:

  • Die Rolle des Privatsektors für Anpassungsprozesse und Anpassungsfinanzierung
  • Die Unterstützung des Anpassungsbedarfs verletzlicher Gruppen durch Sozialfonds
  • Programmbasierte Anpassungsfinanzierung
  • Die Wahrnehmung des Klimawandels auf Seiten von Kleinbauern und damit zusammenhängende Implikationen für die Anpassungsfinanzierung


4.3 Klimaresiliente Entwicklung in Äthiopien

Am Beispiel von Äthiopien gehen wir der Frage nach, inwieweit der internationale Diskurs zur Anpassung an den Klimawandel institutionelle Dynamiken auf nationaler Ebene beeinflusst. Äthiopien hat 2010 die Strategie verkündet, bis 2025 eine ‚klimaresiliente Grüne Ökonomie‘ (Climate-Resilient Green Economy, CRGE) aufzubauen, die sowohl kohlenstoffarm als auch belastbar gegenüber den Folgen des Klimawandels ist. Unsere Forschung untersucht Gestaltung, Dynamik und Einflussfaktoren nationaler Anpassungsgovernance in Äthiopien und analysiert die Rolle der Anpassungspolitik im Kontext der CRGE-Strategie.

4.4 Migration als Anpassungsstrategie

Der Ausgangspunkt unserer Forschung zum Thema Migration als Anpassungsstrategie an den Klimawandel sind immer wieder aufkeimende Befürchtungen, dass sich in den nächsten Jahrzehnten Millionen von „Klimaflüchtlingen“ auf den Weg nach Europa oder Nordamerika machen könnten. Da aber weder die Migrations- noch die Anpassungsforschung einen direkten, kausalen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration aufzeigen konnten, konzentriert sich unsere Forschung auf die umfassenden und komplexen Ursachen von Migration in Entwicklungsländern und die Frage, inwiefern Migration eine Strategie zur Klimaanpassung und zur ländlichen Entwicklung sein kann.

Publikationen

Projektkoordination

Anette Koehler-Rahm