Politikberatung in Südafrika – Zur Rolle von Forschung in politischen Entscheidungsprozessen

Zeitrahmen:
2016 - 2017 / Abgeschlossen

Projektbeschreibung

Politische Prozesse müssen eine Vielzahl unterschiedlicher gesellschaftlicher Interessen ausgleichen – und zugleich in ihren Entscheidungen wissenschaftliche Erkenntnisse und Grenzen berücksichtigen. Die Bedeutung von Kommunikationsberatern („spin doctors“) sowie von wissenschaftlicher Beratung wächst daher in der Politik in einer zunehmend komplexer vernetzten Welt. Auch für Entwicklungsländer und zumal für global aktive Schwellenländer ist – neben kommunikativem „spin“ – wissenschaftliche Politikberatung zunehmend bedeutsam. Die Notwendigkeit einer wissensbasierten Beratung betrifft sowohl natur- als auch sozialwissenschaftliches Fachwissen. Beispielsweise muss der Naturschutz auf den Wissensstand aus den Naturwissenschaften zurückgreifen, da er komplexe Zusammenhänge in Ökosystemen und (menschlicher) Globalisierung umfasst. Auch vermeintlich „weichere“ Politik- und (Sozial-)Wissenschaftsbereiche wie die Außen- und Außenwirtschaftspolitik – nicht zuletzt gegenüber „neuen“ Akteuren – bedürfen vermehrt einer Wissensproduktion, die den lokalen und nationalen Entscheidungsprozess begleitet und hilft, die zunehmende Zahl von Faktoren und Akteuren in ihrer Motivation und ihren Handlungskapazitäten einzuordnen.

Südafrika – als afrikanisches Schwellenland – steht vor große sozialen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen. Zugleich ist es ein globaler Akteur mit in Teilen diversifizierter und global vernetzter Ökonomie und sozial stark stratifizierter Gesellschaft; lokales und globales Handeln sind stark miteinander verschränkt. Darüber hinaus besteht ein in Teilen leistungsfähiges und global vernetztes Wissenschaftssystem, das Wissen in Entscheidungsprozesse – nachgefragt oder eigenständig – einbringen kann. Die Nutzung wissenschaftlicher Expertise ist dabei nicht notwendigerweise allein auf die Exekutive beschränkt, sondern umfasst potentiell auch Akteure der Zivilgesellschaft, die ihre Standpunkte in der Diskussion mit der Regierung zum Teil durch wissenschaftliche (Auftrags-)Forschung untermauern.

Ziel der Länderarbeitsgruppe ist es, die Rolle der wissenschaftsbasierten Politikberatung in Südafrika zu untersuchen. Die Analyse-Ebenen umfassen die Nachfrageseite in einem oder mehreren ausgewählten Politikbereichen seitens staatlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure und die Reaktion wissenschaftlicher Einrichtungen und Think Tanks auf diese Nachfrage – oder ihr Ausbleiben. Die oben genannten Beispiele Naturschutz und Umgang mit neuen Partnern bieten sich thematisch und aufgrund von Vorerfahrungen der LAG-Leitung an. Die Untersuchung bezieht sich v.a. auf die Rolle von wissenschaftlicher Beratung in nationaler Politikgestaltung in Südafrika, hat aber auch Verbindungen zur sub-nationalen Politik. Ebenfalls sind die wissenschaftspolitische Steuerung hinsichtlich der „Nutzbarkeit“ lokaler Wissensproduktion und die Bedeutung internationaler Kooperation mit sowie zwischen Think Tanks zu erfassen.

Das Vorhaben hat deutliche Verbindungen zu konzeptionellen Arbeiten im DIE zur Politikberatung. Es schließt zudem an Forschungen im DIE an, v. a. mit Blick auf aufstrebende Mächte, Arbeiten zur Transformation internationaler Kooperation sowie zur Diskussion um eine künftige Zusammenarbeit mit weiter fortgeschrittenen Entwicklungsländern.