Evaluierungen im zivilen Krisenengagement

Veranstaltungsart
Fachgespräch

Ort/Datum
Berlin, 27.04.2015

Veranstalter

Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF), Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval)


„Evaluierungen im zivilen Krisenengagement: Aus Erfahrungen lernen, Handeln verbessern“, war das Thema eines Fachgesprächs, welches das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und dem Deutschen Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) am 27. April 2015 in Berlin durchführte. Teilgenommen haben Repräsentanten des Deutschen Bundestages, der Bundesressorts und der Zivilgesellschaft.

Im Rahmen seiner internationalen Verantwortung übernimmt Deutschland eine immer stärkere Rolle im zivilen Krisenengagement. Dennoch wissen wir bislang noch zu wenig über den Erfolg sowie die richtige Sequenzierung ziviler Ansätze zur Konflikttransformation in fragilen, von Konflikten betroffenen Staaten. Um eine evidenzgestützte Politik in diesem Bereich zu stärken ist die systematische Evaluierung sinnvoll. Doch was sind die Voraussetzungen hierfür? Was genau soll evaluiert werden und mit welchen Methoden?

Das Fachgespräch bot Gelegenheit, dies im Rahmen eines intensiven Meinungsaustausches zu klären. Einleitend gaben die Gastgeber drei kurze Impulse zu Chancen, Anforderungen und Grenzen der Evaluierung von friedensfördernden Interventionen. Andreas Wittkowsky (ZIF) hob das Potential eines anwendungsbezogenen Evaluierungsansatzes für die Politik hervor: Dem Beispiel anderer Länder folgend, sollte auch innerhalb der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik das Lernen aus Fehlern als politische Stärke verstanden werden. Das Hauptanliegen von Evaluierungen sei nicht ihre Kontrollfunktion, sondern ihr Lernaspekt. Ohne Evaluierungen beraube man sich der Chance, wissensbasierte friedensfördernde Interventionen besser zu gestalten.

Jörn Grävingholt (DIE) betonte, dass die Evaluierungsforschung und -praxis in den letzten Jahren ein umfangreiches methodisches Rüstzeug bereitgestellt habe, das auch in Evaluierungen des zivilen Krisenengagements anwendbar sei. Strategisch nützliche Evaluierungen müssten dabei nicht nur die Umsetzung von Maßnahmen, sondern auch die zugrunde liegenden Wirkungsannahmen auf ihre Richtigkeit hin untersuchen. Dazu müssten Maßnahmen von Anfang an so geplant werden, dass eine spätere Wirkungsanalyse überhaupt möglich werde.

Jörg Faust (DEval) verdeutlichte schließlich die Grenzen der gegenwärtigen Praxis am Beispiel von Evaluierungen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan. Ausgehend vom Befund, dass diese in ihrem Fokus nur selten über die Output-Ebene von Projekten hinausreichen, sprach er sich für eine stärker wirkungsbasierte Evaluierungspraxis aus. Neben der Erhebung von Baseline-Daten biete sich hierbei auch der Einsatz georeferenzierter Daten an. Zugleich betonte er die Notwendigkeit, das über den Einzelfall hinaus generierte Wissen noch besser in strategische Entscheidungsprozesse einzuspeisen.

In der von Ursula Schröder (FU Berlin) moderierten Diskussion wurde der Bedarf der Politik nach konkreten Empfehlungen für die Schwerpunktsetzung einer künftigen Evaluierungsagenda für das zivile Krisenengagement deutlich. Konsens herrschte darüber, dass die Evaluierung einzelner Projekte weniger zielführend sei als zum Beispiel die Prüfung der richtigen Sequenzierung und Komposition eines Instrumentenmixes innerhalb eines spezifischen Konfliktumfeldes. Viele Gäste teilten die Einschätzung, dass ein Lerneffekt nur dann möglich ist, wenn nicht nur Erfolge, sondern auch Fehler offen kommuniziert werden. Zudem wurde der Bedarf nach einem besseren Wissensmanagement deutlich: Erfolgreicheres Krisenengagement erfordere, die vorhandenen Erkenntnisse im Sinne eines „institutionellen Gedächtnisses“ festzuhalten und für die Praxis nutzbar zu machen – idealerweise auch ressort- und institutionenübergreifend. Hierfür die Weichen rechtzeitig zu stellen, ist eine Voraussetzung dafür, friedensfördernde Interventionen langfristig und systematisch zu verbessern.


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Veranstaltungsinformation

Datum
27.04.2015