Impact Investing: Nischenlösung mit Potenzial?

Impact Investing: Nischenlösung mit Potenzial?

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Lindenberg, Nannette / Caroline Pöll
Die aktuelle Kolumne (2014)

Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) (Die aktuelle Kolumne, 16.06.2014)

Bonn, 16.06.2014. Zwei Wochen nachdem die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem „Weltbericht zur sozialen Sicherung 2014/2015“ vor einem weiteren Abbau staatlicher Sozialleistungen in den europäischen Ländern warnt, trifft in London eine Gruppe von Politikern und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzwirtschaft zusammen, um über Möglichkeiten zu diskutieren, den internationalen Markt für Social Impact Investments weiterzuentwickeln. „Impact Investing“ stellt eine neue Investitionsform dar, die als Ergänzung zu der traditionellen Marktfinanzierung für kommerzielle Zwecke einerseits und der reinen Zuschussfinanzierung oder Schenkung für soziale Zwecke – ob durch den Staat, private Stiftungen oder Spender – andererseits gesehen werden kann.

Die vor einem Jahr von der G8 etablierte Social Impact Investing Task Force wird gemeinsam mit ihren nationalen Advisory Boards und Arbeitsgruppen vom 19.-20. Juni 2014 an den Empfehlungen für ihren für September geplanten Bericht arbeiten. Für die Publikation dieses Berichts wurde der Tag vor Beginn der 69. Sitzungsperiode der Generalversammlung der Vereinten Nationen gewählt, während der die neuen Entwicklungsziele für die Zeit nach 2015 verabschiedet werden sollen – gewiss kein Zufall. Die Task Force und die nationalen Beiräte haben sich bisher vorrangig mit der Entwicklung der Social Impact Investing-Märkte in den G7-Ländern beschäftigt und sollten nun verstärkt auch Entwicklungsländer sowie das Potenzial zur Finanzierung von ökologischen Projekten in den Fokus nehmen. Die Frage ist allerdings, ob Impact-Investoren daran tatsächlich interessiert sind.

Impact Investing finanziert soziale Aufgaben

Impact Investing ermöglicht es mit einem marktähnlichen Anreizsystem private Finanzmittel für Investitionen mit vorrangig sozialen Zwecken zu mobilisieren. Die wichtigste Voraussetzung für diese risikoreichen Investitionen ist – neben der zu erwartenden Rendite –, dass diese in gemeinnützige Organisationen, Projekte und „soziale Unternehmen“ mit der konkreten Absicht getätigt werden, einen messbaren, sozialen und/oder ökologischen Beitrag zu leisten. Aber wie kann man aus „sozialen“ Projekten, die bisher überwiegend aus staatlichen Zuwendungen finanziert werden, Rendite erzielen?

Ein vielversprechendes Instrument im Bereich Impact Investing stellen Social Impact Bonds (SIBs) dar. Diese Quasi-Anleihen können präventive Maßnahmen in einem breiten Spektrum von Sektoren finanzieren. Das Investitionsmodell basiert auf einem erfolgsabhängigen Vertrag, bei dem Investoren in Vorleistung treten, um die Finanzierung der gemeinnützigen Projekte sicherzustellen. Die Rückzahlung des Kapitals inklusive einer Prämie wird durch den Staat geleistet – allerdings nur dann, wenn die tatsächlich erzielte soziale oder ökologische Rendite über den Effekt hinausgeht, der ohnehin aufgetreten wäre. Ein Misserfolg impliziert den Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Erste erfolgreiche Modelle des SIB, wie zum Beispiel der Peterborough SIB aus Großbritannien, der darauf abzielt, die Rückfallrate von Häftlingen zu reduzieren, nähren die Hoffnung, dass Impact Investing ein zukunftsfähiger komplementärer Ansatz zur staatlichen Finanzierung von sozialen Aufgaben in Industrieländern sein kann.

Impact Investing kann mehr…

Die Task Force und ihre Beiräte sollten nun auch stärker als bisher Entwicklungsländer und ökologische Herausforderungen in den Blick nehmen. Zum einen könnte man die (sowohl positiven als auch negativen) Erfahrungen von erfolgsbasierten Ansätzen aus der Entwicklungszusammenarbeit dazu heranziehen, den Einsatz von Impact Bonds in Industrieländern weiterzuentwickeln. Zum anderen ist der Finanzierungsbedarf für soziale und ökologische, insbesondere klimarelevante Herausforderungen, in Entwicklungsländern besonders hoch. Die verstärkte Mobilisierung von philanthropischem Investitionskapital könnte einen wichtigen Beitrag zum Mix der entwicklungspolitisch relevanten Kapitalflüsse darstellen.

Insbesondere im Bereich der „grünen“ Investitionen könnte die Weiterentwicklung des Impact Investing-Marktes eine entscheidende Rolle spielen: Neben den Geberländern sind Impact-Investoren eine zweite wichtige Investorengruppe, die bereit ist, für eine sozial-ökologische Rendite ein höheres Risiko zu tragen. Durch die Beteiligung an geeigneten Finanzierungsinstrumenten, wie z.B. strukturierten Fonds, in denen Investoren sich in unterschiedlichen Tranchen je nach Risikoneigung beteiligen, könnten sie dringend benötigtes Kapital von privaten risikoaversen Investoren (z.B. Pensionsfonds) mobilisieren helfen. 

Das Potenzial des Impact Investings liegt vor allem bei Philanthropen, die statt nur zu spenden eine Anlageform suchen, die nachhaltige Wirkungen verspricht. Um dieses Potenzial ganz ausschöpfen zu können, sollten die Impact-Investment-Befürworter gezielt den aktiven Austausch mit den Communities suchen, die sich mit der Finanzierung von Entwicklung und ökologischer Nachhaltigkeit beschäftigen.

Über die Autorin

Lindenberg

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