Jahresbericht 2013-2014: 50 Jahre Brücken bauen zwischen Theorie und Praxis

Jahresbericht 2013-2014: 50 Jahre Brücken bauen zwischen Theorie und Praxis

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Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) (Hrsg.)
Books (2014)

Bonn: German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

ISBN: 978-3-88985-642-5

Engl. Ausg. u.d.T.:
Annual Report 2013-2014: 50 years of building bridges between research and practice

Aus dem Vorwort der Geschäftsführung:

Fünfzig Jahre Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) – es ist für uns beide eine Ehre, bei diesem Jubiläum für ein Institut zu sprechen, das eine so lange und besondere Geschichte hinter und sicher auch vor sich hat, angesichts der zunehmenden internationalen Verflechtung und der wachsenden Bedeutung vieler Schwellen- und Entwicklungsländer. Globale Entwicklungskooperation wird angesichts weltumspannender ökonomischer, politischer, sozialer und ökologischer Vernetzungen weiter an Bedeutung gewinnen.

Das DIE hat vor 50 Jahren als Ausbildungsinstitut begonnen. Führungspersonal musste für die neugeschaffenen Institutionen der deutschen Entwicklungspolitik ausgebildet werden. 1971 kamen Forschung und Beratung hinzu – schnell waren im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) neue Bedarfe entstanden, für die man das neue Institut nutzen wollte. Diese Aufgabentrias prägt das Institut noch heute und es macht seinen besonderen Charakter aus, diese drei Aufgaben nicht isoliert zu bearbeiten, sondern miteinander zu verquicken: Forschungsfragen entstehen sowohl aus Problemen der Praxis wie aus wissenschaftlicher Neugier, Wissenslücken zu füllen; die Ausbildung profitiert von akademischem Wissen und der Reflektion praktischer Erfahrung; die Politikberatung speist sich aus der Forschung und dient der Beantwortung von Fragen, die die zukünftige Entwicklung des Politikfelds betreffen.

Über die Jahre kann man nachvollziehen, wie das DIE an seinen Aufgaben gewachsen ist und sich neuen Fragen gestellt hat. Im ersten Ausbildungskurs 1965 finden wir ein breites Themenspektrum, das von der „Kommunikation im Dienste der Verbreitung neuer Ideen und Praktiken, untersucht am Beispiel Afghanistan“ bis zu „Problemen der Neulanderschließung im bolivianischen Tiefland durch Umsiedlung von Hochlandindios“ reicht. Ein aus heutiger Sicht nach wie vor merkwürdig aktuelles Themenspektrum, wenngleich Kommunikation heute elektronisch gestützt und weltumspannend ist und die indigene Bevölkerung aus dem bolivianischen Hoch- und Tiefland mittlerweile zur politisch dominanten Klasse gehört.

In den 1970er und den 1980er Jahren beginnt das Institut, sich auf die vertiefte Erforschung von Entwicklungsproblemen in Sektoren und Regionen zu konzentrieren. Die Öffnung der Entwicklungsländer zur Weltwirtschaft wird seit Mitte der 1980er Jahre zu einem zentralen Thema. Das Institut schärft sein wissenschaftliches Profil und ist in der Lage, das BMZ vor allem in strategischer und programmatischer Hinsicht zu beraten. Dafür gibt es auch Anlass, denn schnelle Entwicklungserfolge infolge von Entwicklungszusammenarbeit sind die Ausnahme.

In den letzten 15–20 Jahren konnten wir beobachten, wie sich „der Süden“ verändert, teilweise – zuerst in Asien – in rasantem Tempo, und wie dadurch die Ungleichheit zwischen den Ländern abnimmt, auch wenn sie innerhalb vieler Länder wächst. In den Ländern entstehen eigene Entwicklungsressourcen und es wird deutlich, dass eine dauerhafte Verbesserung der Lebensbedingungen für alle vor allem eine Frage politischer Prioritäten und Konstellationen ist. So nimmt die Bedeutung der klassischen Entwicklungspolitik ab – jedoch auf einer ambitionierten internationalen Agenda, die soziale Gerechtigkeit, politische Teilhabe und ökologische Zukunftsfähigkeit als Verpflichtung gegenüber heutigen und zukünftigen Generationen ernst nimmt: In reichen wie in armen Ländern stehen Fragen der Entwicklungskooperation ganz oben.

Internationale Zusammenarbeit steht heute vor neuen Aufgaben. Der Umbau unserer Wirtschaften auf eine vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien muss bis 2050 gelingen. Dafür kennen wir heute die Technologien, viel mehr Menschen verfügen über die notwendige Bildung, um diesen rasanten Wandel zu verstehen und mitzugestalten, und die finanziellen Ressourcen dafür sind vorhanden. Zugleich gewinnt kulturelle Zusammenarbeit an Bedeutung. In einer post-westlichen Weltordnung müssen z. B. Brücken zwischen asiatischen, islamischen und westlichen Weltverständnissen gebaut werden, um internationale Konflikte lösen zu können.

Unter diesen Bedingungen ganz vorne mit Forschung, Beratung und Ausbildung dabei zu sein, ist ein Privileg und eine große Verantwortung, die wir am DIE gerne wahrnehmen. An dieser Stelle gebührt unser Dank dafür zuallererst den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des DIE, die das Institut mit ihrem Engagement, ihrer Liebe zum Wissen und zu veränderndem Handeln zu dem gemacht haben, was es ist. Und natürlich danken wir auch unseren Gesellschaftern, den Mitgliedern unseres Kuratoriums und unseren Forschungspartnern in aller Welt, die uns auf diesem Weg unterstützen und begleiten. Wir sind davon überzeugt: Die globale Entwicklungskooperation kann nur so gut sein, wie das Wissensfundament, auf dem sie aufbaut.

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