Steuern, fiskalische Dezentralisierung und soziale Kohäsion in Peru


Projektteam:
Christian von Haldenwang

Elke Büsing
Katharina Földi
Tabea Goldboom
Ferdinand Jenrich
Jens Pulkowski

Zeitrahmen:
2007 - 2008 / Abgeschlossen

Kooperationspartner:

Peruanisches Wirtschafts- und Finanzministerium (Ministerio de Economía y Finanzas, MEF)
Vereinigung der lokalen Steuerverwaltungsagenturen (Asociación de los Servicios de Administración Tributaria, ASAT)

Projektbeschreibung

Fragestellung:
Ein Blick auf die lateinamerikanischen Steuersysteme zeigt, dass die Region besonders große Defizite bei der Einwerbung direkter Steuern aufweist. Weniger als fünf Prozent des BIP fließen dem Staat auf diesem Wege durchschnittlich zu - in der OECD sind es 15 Prozent. Dabei sind die Differenzen bei den Unternehmenssteuern gar nicht so gravierend. Viel schwerer wiegt die geringe Kapazität der Staaten, die privaten Einkommen und den Besitz, insbesondere den Grundbesitz, zur Besteuerung heranzuziehen. Im Klartext: Die wohlhabenderen Bevölkerungsteile Lateinamerikas entziehen sich systematisch der Pflicht, Steuern zu zahlen, während sie andererseits von staatlichen Leistungen überdurchschnittlich profitieren. Peru nimmt im Universum der lateinamerikanischen Länder eine Mittelposition ein. Die seit Juli 2006 amtierende Regierung unter Präsident Alan García hat das Thema der Steuergerechtigkeit in Verbindung mit einer Stärkung der sozialen Kohäsion hoch oben auf die politische Agenda gesetzt. In diesem Zusammenhang wird auch thematisiert, inwieweit die lokalen Gebietskörperschaften im System der öffentlichen Finanzen gestärkt werden können.Ein wichtiger konzeptioneller Ansatz hierfür ist die Einrichtung semiautonomer lokaler Steueragenturen, sog. Servicios de Administración Tributaria (SAT). Hierbei handelt es sich um Dienstleistungszentren, welche im Auftrag der Kommunalregierung, aber unabhängig von ihr, die lokale Steuerverwaltung übernehmen und über eine Quote am Steueraufkommen beteiligt sind.

Sonstiges:
Die LAG ging der Frage nach, inwieweit das Instrument der semiautonomen lokalen Steueragenturen zu den Zielen einer höheren Steuereffizienz, Steuergerechtigkeit und sozialen Kohäsion beiträgt. Sie hat sich dabei in ihrem Forschungsdesign auf Ansätze und Erkenntnisse der aktuellen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragen der fiskalischen Dezentralisierung gestützt. In dieser Debatte werden die Vorteile einer dezentralisierten Steuererhebung v.a. in Effizienzgewinnen (aufgrund sog. economies of scope), in einer stärkeren Berücksichtigung lokaler Präferenzordnungen (aufgrund des Prinzips der fiskalischen Äquivalenz) sowie in einer stärkeren Ausrichtung öffentlicher Politiken am Gemeinwohl (aufgrund des Wettbewerbsprinzips) gesehen. Dem stehen allerdings mögliche Skalenvorteile sowie u.U. eine höhere Gleichheit bei einer zentralisierten Steuereinwerbung gegenüber

Publikationen zum Themengebiet
von Haldenwang, Christian / Elke Büsing / Katharina Földi / Tabea Goldboom / Ferdinand Jenrich /Jens Pulkowski (2009): Administracion tributaria municipal en el contexto del proceso de descentralizacion en el Peru, Studies 44
von Haldenwang, Christian / Elke Büsing / Katharina Földi / Tabea Goldboom / Ferdinand Jenrich / Jens Pulkowski (2008): Kommunale Steuerverwaltung im Kontext des peruanischen Dezentralisierungsprozesses, Studies 42