Knowledge Platform Agricultural Finance in Practice - AgriFiP: Landwirtschaftliche Mechanisierung und ihre Finanzierung

Veranstaltungsart
Knowledge Platform AgriFiP

Ort/Datum
Bonn, 23.11.2016

Veranstalter

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) (SEWOH), Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)


Weltweit leiden fast 800 Millionen Menschen an Hunger und mehr als eine Milliarde Menschen am sogenannten „versteckten Hunger“. Ernährungsunsicherheit ist vor allem ein strukturelles Problem des ländlichen Raums, welches sich bei Naturkatastrophen, Epidemien sowie politischen Krisen noch weiter verschärft. Darüber hinaus wird auch durch die weltweit steigenden Bevölkerungszahlen und die sich verändernden Konsumgewohnheiten, hin zu qualitativ hochwertigeren Lebensmitteln pflanzlicher und vor allem tierischer Herkunft, der gesamte Bedarf an Nahrungsmitteln bis zum Jahr 2050 um bis zu 70 Prozent ansteigen.

Eine Ausweitung der Agrarflächen ist weltweit jedoch nur noch sehr begrenzt möglich. Darüber hinaus führ(t)en allzu intensive, nicht angepasste Formen der Bewirtschaftung von Böden dazu, dass viele der landwirtschaftlichen Flächen zukünftig nicht mehr ausreichend nutzbar sein werden. Desweitern werden der fortschreitende Klimawandel, die wachsende Nachfrage nach Biokraftstoffen und die Verschwendung von Lebensmittel  den Druck auf die Ressource Boden weiter verschärfen. Wie lässt sich, trotz dieser enormen globalen Herausforderungen, die landwirtschaftliche Produktivität und Effizienz, insbesondere in Entwicklungsländern, dennoch weiter steigern – bei gleichzeitiger Sicherung ihrer Nachhaltigkeit. Dies ist eine zentrale Fragestellung.

Häufig fällt bei der Suche nach Lösungen das Stichwort „Mechanisierung“. Dahinter steckt die Überlegung, dass sich über eine steigende Technisierung der Landwirtschaft, bei einem immer geringer werdenden Arbeitskräfteeinsatz, deutlich höhere landwirtschaftliche Erträge erzielen lassen. Doch der Blick in den Globalen Süden macht deutlich, dass viele Bäuerinnen und Bauern nach wie vor eher auf die kräftezehrende Handarbeit setzen müssen, anstatt sich der Rationalisierungsmöglichkeiten betrieblicher Prozesse durch kleine und mittlere Landtechnik sowie durch Landmaschinen und sonstige Ausrüstungsgüter der Hofinnenwirtschaft zu bedienen.  Dies gilt insbesondere für die Klein- und Mittelbetriebe in Sub-Sahara Afrika (SSA). Ein ähnliches Szenario zeigt sich vielfach auch bei den Verarbeitungsprozessen landwirtschaftlicher Produkte.

Ein wesentlicher Grund für den geringen Grad der landwirtschaftlichen Mechanisierung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist u. a. auf den mangelnden Zugang der Landwirte zu Finanzdienstleistungen zurückzuführen. Hierzu zählen insbesondere der Zugang zu Krediten (kurz-, mittel- und langfristig) sowie zu maßgeschneiderten Leasingangeboten. Ersteres scheitert häufig am „gewachsenen“ und lang anhaltenden Misstrauensverhältnis zwischen Banken und Landwirten, während letzteres in vielen Ländern sowohl konzeptionell, als auch hinsichtlich der erforderlichen gesetz-lichen Grundlagen, meist noch in den Kinderschuhen steckt.

Die unzureichende Kapitalausstattung vieler Klein- und Mittelbetriebe in SSA sowie der zusätzliche Mangel an angepassten Finanzierungsmöglichkeiten hat wiederum zur Folge, dass sich das Angebot an dringend benötigter Landtechnik und die Vielfalt dessen, was der internationale Markt hierzu anzubieten hat, in den betroffenen Ländern nur bedingt ausweiten kann. Zu groß sind die Risiken lokaler Händler, für ihre Geräte und Maschinen keine ausreichende Anzahl an Käufern zu finden.

Eine vergleichbare Zurückhaltung zeigt sich auch bei ausländischen Anbietern. Trotz gut durchdachter Vertriebs- und Finanzierungskonzepte scheitert die Ausstattung lokaler landwirtschaftlicher Produktions- und Verarbeitungsbetriebe mit dringend benötigter Technik meist am mangelnden Zugang dieser Betriebe zu externen Finanzierungsquellen. Dies betrifft sowohl den Eigenbedarf einzelner Höfe und Betriebe als auch den gewerblichen Bedarf landwirtschaftlicher Lohnunternehmer. Letztere Situation ist dadurch gekennzeichnet, dass insbesondere kleinere landwirtschaftliche Betriebe die Dienstleistungen eines Lohnunternehmers infolge unzureichender Liquidität häufig überhaupt nicht in Anspruch nehmen können – auch wenn sie zur Verfügung stehen. Auf den gesamten Entwicklungsprozess weiter einschränkend wirkt auch das meist fehlende Angebot an technischen Serviceleistungen. Hierzu zählen sowohl Wartungs- und Reparaturdienste als auch die generelle Einweisung in die Bedienung der Maschinen.

Im Rahmen der AgriFiP stellte die Veranstaltung die folgenden Aspekte auf den Prüfstand und suchte nach Lösungen:

  1. Wie ist der status-quo der landwirtschaftlichen Mechanisierung in Sub-Sahara Afrika? Welche entwicklungspolitischen Herausforderungen stellen sich in diesem Kontext? Was bedeutet dies für die Finanzierung der Mechanisierung?
  2. Wie gestaltete sich die landwirtschaftliche Mechanisierung in Deutschland (insbesondere ab den 1950er Jahren bis heute)?

    • In welchen Bereichen wurde mechanisiert (z. B. Bodenproduktion, Ernte- und Lagerungs-technik, Tierhaltung, Verarbeitung agrarischer Produkte)?
    • Welche finanziellen Förderprogramme spielten hierbei eine unterstützende Rolle? Wie wurden diese abgewickelt?

  3. Lassen sich aus der landwirtschaftlichen Mechanisierungswelle in Deutschland Umsetzungsempfehlungen für den gegenwärtigen Bedarf an Mechanisierung in Sub-Sahara Afrika ableiten? Was bedeutet dies für die deutsche SEWOH-Initiative?

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Veranstaltungsinformation

Datum / Uhr
23.11.2016 / 10:30 - 18:30

Ort

Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

-- Teilnahme nur auf Einladung --