Chefvolkswirt der Weltbank besucht das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Pressemitteilung vom 26.10.2010

Heute besucht der Chefvolkswirt der Weltbank, Justin Yifu Lin, das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn und hält einen Gastvortrag in englischer Sprache zum Thema „Growth Identification and Facilitation: The Role of the State in the Dynamics of Structural Change“. DIE-Direktor Dirk Messner wird in das Thema einführen, Tilman Altenburg, Leiter der Abteilung „Wettbewerbsfähigkeit und soziale Entwicklung“, wird den Gastvortrag kommentieren.

Justin Yifu Lin ist Chefvolkswirt und stellvertretender Direktor der Weltbank. Er erwarb 1986 seinen Doktortitle als Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Chicago und ist Autor von 18 Büchern und mehr als 100 Artikeln in international anerkannten Fachzeitschriften und Sammelbänden im Bereich Geschichte, Entwicklung und Transition.

Während die Weltbank selektiver Förderung von Wachstum und Industrialisierung durch Regierungen in Entwicklungsländern traditionell skeptisch gegenübersteht, betont Lin, dass der Staat in allen erfolgreichen Volkswirtschaften eine zentrale Rolle in der Förderung von Strukturwandel gespielt habe. Er vertritt einen heterodoxen Ansatz, der staatliche Interventionen befürwortet, wenn sie die dynamische Entwicklung komparativer Vorteile beschleunigen (Informationsbeschaffung, Kompensation externer Effekte, Koordinierung bestimmter Investitionen); zugleich lehnt er Protektionismus für Unternehmen oder Branchen ab, für deren Entwicklung das jeweilige Land keine komparativen Vorteile besitzt.

Das DIE führte 2009 ein Forschungsprojekt zur Rolle von Strukturpolitik in sieben einkommensschwachen (low- and lower-middle income) Ländern in Sub-Sahara Afrika, der MENA-Region und Ostasien durch. Auf Grundlage dieser Forschung wird Tilman Altenburg die Bedeutung von Herrn Lin’s heterodoxem Ansatz unterstreichen und einige offene politische Fragestellungen ansprechen.